Zur 8. und damit vorletzten Kulturanse-Werkstatt legten wir im bahnhof17 in Güsen an. Vor uns lag - wie zu jeder Werkstatt – ein sehr ansprechendes und sportliches Programm.
Los ging es mit einem Rundgang durch den bahnhof17. Wir lernten den Ort, die Akteure, die Chancen und Herausforderungen kennen. Es ist immer wieder schön und auch motivierend zu sehen, wie leidenschaftlich Menschen vor Ort an der Verwirklichung ihrer Visionen arbeiten, die Orte, in denen sie wirken,
l(i)ebenswerter gestalten, Hürden überwinden und weitermachen. Und wir sind uns sicher, dass Frank Jansky und seine Mitstreiter den Bahnhof rocken werden.
In einem weiteren Programmpunkt befassten wir uns nach einem Input von Babette Scurrell (Mentorin Neulandgewinner) mit nachhaltigen Strategien nach Ende einer Förderung. Schließlich wollen wir unsere Gründungslabore so aufstellen, dass sie auch nach Ende eines Förderprogramms weiterhin bestehen können. Sie gab uns interessante Einblicke aus ihren Learnings von Neulandgewinnen e.V., insbesondere auch, wie man aus einem Programm heraus eine Mitgliederorganisation gründen kann.
Am Abend wurden wir nach Tirol entführt. Der Film „Das Wunder von Wörgl“ erzählt eine wahre Geschichte aus dem Jahr 1932, in dem es um die Einführung von neu konzipiertem Geld inmitten einer schweren Wirtschaftskrise geht. Ein Experiment für Vollbeschäftigung und Wohlstand.
Warum dieser Film? Frank Jansky engagiert sich schon über Jahre für die Etablierung von Regionalgeld. Am Folgetag sollten wir mit dem WIR-Geld selbst erleben können, wie wir auf unserem Kulturhanse-Markt eine alternative Währung zum Zirkulieren bringen und unseren kleinen Wirtschaftskreislauf stärken. Äußerst spannend!
Am Samstag stand das Thema Gründungsbegleitung auf dem Programm. Frank Lemloh von Fink & Zeisig stand uns als Experte zur Seite.
Wir starteten mit einem lustigen Warm-up in den Tag. Nach der Sammlung verschiedener Begriffe bildeten wir Gruppen, suchten uns drei Wörter aus und entwickelten hierzu Geschäftsideen. Eigentlich bin ich nicht Fan von Kennenlern- und Aufwärmspielen, aber das Warm-up war sehr belebend und lustig. Ich war mit Corinna aus der Künstlerstadt Kalbe und Martin vom Werkhaus Saalfeld im Team. Unsere Begriffe: Stadt, Schokolade, Bahnhof. Innerhalb kürzester Zeit entwickelten wir unsere Idee von einem Schokoversum in einem leerstehenden Bahnhof in der Stadt Essen. Ebenso schnell stand unsere Aufbauorganisation mit Erlebnis-, Forschungs- und Nachhaltigkeitsbereich. Ich war für den Erlebnisbereich zuständig. Schokotel, Schokorion, Schokoladerie und Schokobruch, um nur einige Bespiele zu nennen. Wir waren voll begeistert und sprudelten vor Ideen. Und dann kam die Frage von Frank Lemloh, die uns schnell zurück auf den Fußboden der Tatsachen holte: Wie wollen wir Gründer*innen mit ihren - zum Teil auch abgefahrenen - Ideen begleiten? Unser Einstieg in das eigentliche Thema: Die Gründungsbegleitung in unseren lokalen Gründungslaboren.
Wir erarbeiteten gemeinsam Antworten auf Fragen, wie eine gute Gründungsbegleitung aussehen könnte, welche Phasen der Gründung wir begleiten wollen, wie wir beraten können, welche Formate und Methoden sinnvoll wären oder auch, wie wir mit Nichtwissen umgehen.
Wir danken Frank ganz herzlich für den Input und die wertvollen Erkenntnisse, die wir nun ganz konkret in unsere Arbeit einfließen lassen können.
Am Abend bauten wir unseren Kulturhanse-Übungsmarkt auf. Ein Markt, auf dem wir potenzielle Produkte aus unseren jeweiligen Gründungslaboren präsentieren konnten. Und das Angebotsspektrum war beachtlich: Von Siebdruck über Glaskunst, Malerei, Töpferei, Zeitschriften, Schmuck, Wein, Kartenspielen bis hin zu selbstgemachten Delikatessen, Flechtfrisuren oder Frotteemöwen gab es jede Menge zu sehen - und zu kaufen. Denn auf diesem Markt kam nun endlich das WIR-Geld zum Einsatz. Und die Wirtschaft in unserem Marktzelt boomte!
Es war übrigens meine erste Erfahrung im Umgang mit Regionalgeld. Und diese Erfahrung hat auf jeden Fall mein Interesse geweckt, mich näher mit der Thematik zu beschäftigen.
Den Abend ließen wir mit Live-Musik, leckerem Essen und regionalen Getränken fröhlich ausklingen.
Mehr oder weniger gezeichnet vom Vorabend machten wir uns an Tag 3 auf zum letzten Werkstatttag.
Nach einem gemeinsamen Frühstück widmeten wir uns inhaltlich unserem Kulturhanse-Netzwerk und der Frage, wie wir unsere Zusammenarbeit und Entwicklung über die Werkstattzeit hinaus gestalten wollen.
Wir sind wieder mit schönen Erinnerungen, neuen Erkenntnissen und ganz viel Inspiration nach Hause gefahren. Vielen Dank an die Kulturhanse-Crew!
Mehr Infos unter www.kulturhanse.org
Susann
PS: Die Unterkunft in der Touristenstation Ferchland war supertoll! Yvonne und ich hatten regelrecht Ferienlagerfeeling.
Fotos: Friederike Günther, Plattform e.V. | Susann Seifert, Farbküche
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