(vorübergehender) Abschied in Ägypten

Nach einem Jahr Ägypten bin ich so langsam dort angekommen und habe erste kleine Farbküche-Projekte mit Einheimischen vor Ort umgesetzt. Und dann kam Corona…

 

So wie hier in Deutschland, steht nun auch in Hurghada - eine der wichtigsten Touristendestinationen Ägyptens - das Leben still. Waren es sonst tausende von Touristen, welche die Einkaufsstraßen, die Strände oder die Uferpromenade des

Hafens Marina bevölkerten, prägen nun in für mich ganz ungewohnter Weise Einheimische das Stadtbild.

 

Ich selbst wohne in einer Seitenstraße parallel zur Sheraton Road. Eine Straße, in der eigentlich das touristische Leben pulsiert. Hier wird in den vielen kleinen und großen Läden feilgeboten, gehandelt und gekauft was das Zeug hält. Zudem ist sie stark befahren und laut. Wer bereits in Ägypten war weiß, wovon ich rede.

 

Nun die Situation mit Corona: Nach 17 Uhr legt sich eine gespenstige Stille über die Stadt. Die Straßen sind wie leergefegt. Wie in ganz Ägypten wurde eine teilweise Ausgangssperre erlassen und die Geschäfte sind werktags ab 17 Uhr zu schließen. Schulen und Universitäten, Strände und Moscheen wurden ganz geschlossen. Das Rote Meer, die Strände und der Hafen - menschenleer.

 

Mit dem spürbaren Rückgang der Touristen sind auch für meine Freunde, die mit ihren drei Geschäften in einer Seitenstraße zur Sheraton Road vom Tourismus leben, sämtliche Einnahmen weggebrochen. Wie viele Bewohner Hurghadas sind sie wegen des

Tourismus und der damit verbundenen Jobmöglichkeiten hier. Ihre Familien, die sie mit ihren Einnahmen unterstützen, leben in Assuan, in Dörfern rund um Luxor oder Kairo. Mit der Schließung ihrer Läden sind sie zu ihren Familien zurückgekehrt.

 

Ich beschloss auch, früher als geplant, nach Deutschland zurückzufliegen. Doch das erwies sich als schwierig. Viele Touristen hingen in Hurghada fest. Und es war ungewiss, wer überhaupt seinen Rückflug nach Deutschland antreten kann. Zuversicht spendete die Rückholaktion der Bundesrepublik, bei der insgesamt mehrere zehntausend Menschen mit Sonderflügen ausgeflogen werden sollte. Angst verbreitete sich hingegen mit der Bekanntgabe der ägyptischen Regierung, dass der gesamte Flugverkehr gesperrt wird.

 

Über die Rückholaktion registrierte ich mich beim Auswärtigen Amt. Nach vier E-Mail-Anläufen und mehreren Telefonaten erhielt ich endlich die Information von der deutschen Botschaft, dass ich im Zeitraum vom 30. März bis 4. April meinen Heimflug antreten kann. Ich sollte mich jederzeit bereithalten. Der letzte Flieger war für Donnerstag, den 2. April, anberaumt. Das sollte auch mein Flieger werden. 13 Uhr fand ich mich am Flughafen ein. Es herrschte ein wenig Unruhe unter den Reisenden, da der Flieger noch nicht da war. Wie sich bald herausstellte, erteilte die ägyptische Regierung keine Landeerlaubnis. So mussten wir alle das Gelände verlassen, jedoch mit der Information, dass der Flug am Folgetag stattfinden wird. Mit einem Tag Verspätung landeten wir wohlbehalten in Frankfurt am Main. 

 

Mit meinem Entschluss, vorzeitig nach Deutschland zurückzufliegen, verabschiedete ich mich noch gebührend von meinen bekannten einheimischen Familien. So schmiss ich nochmal die Farbschleuder an. Wie auch hier bei uns, erfreut sie sich ebenso bei den Ägyptern großer Beliebtheit. Es ist einfach wunderbar: Hier spielen Sprache, Grenzen, Kulturen, Talente o.ä. keine Rolle. Alle verstehen das

Prinzip und haben Freude. So schmücken nun auch Schleuderbilder die ägyptischen Wohn- und Kinderzimmer. Toll!

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