Auf Wiedersehen Goa! 4 Uhr am Morgen mache ich mich mit dem Taxi auf den Weg zum Flughafen Dabolim, um von dort aus in das 1.900 km entfernte Varanasi zu fliegen. Zu gerne wäre ich diese Strecke mit dem Zug gefahren, doch drei Wochen Indien sind dafür einfach zu kurz.
Gegen 13 Uhr lande ich in der spirituellen Hauptstadt Indiens. Im Vorfeld meiner Reise habe ich schon viel über diese heilige, rund 9.000 Jahre alte Stadt gelesen und kann es kaum erwarten, diese kennenzulernen.
Schon die Taxifahrt wird zu einem Erlebnis. Gut, dass ich durch Goa schon etwas abgehärtet bin. Der Verkehr hier ist um ein Vielfaches dichter, chaotischer und lauter. Dort, wo zwei/drei Fahrstreifen sind, haben in Indien locker fünf Autos, Tuk Tuks, Fahrräder und Mopeds nebeneinander Platz. Dazwischen liegende und flanierende heilige Kühe. Überholt wird links und rechts, alles Millimetersache. Kurz vorm Verkehrsinfarkt erreiche ich nach 1,5 Stunden meine Unterkunft „Rahuls Guest House“. Ich bin überflutet von den vielen Eindrücken auf der Fahrt, vor allem von der Armut der Menschen, die mir hier begegnet.
Von der Terrasse aus habe ich einen direkten Blick auf den Ganges, der mit seinen 2.600 km der zweitgrößte Fluss Indiens und Bangladeschs ist. Der Fluss ist malerisch schön gesäumt mit alten Bauten und Tempeln. Das perfekte Motiv für mein Blackbook. Zufrieden mit meinem Zimmer und überwältigt von diesem tollen Ausblick genieße ich eine leckere Mango-Lassi und erhole mich von den letzten Stunden…
Vorbei an zahlreichen kleinen Läden, Chai-Ständen, Bettlern, Kühen und Müllhaufen erreiche ich den Assi-Ghat. Einer von 88 Ghats am Ganges. Ghats sind Stufungen hinunter zum Fluss, die als Bootsanlegestellen, Bade- und Waschplätze genutzt werden. Dort erwartet mich eine einzigartige Atmosphäre. Menschen über Menschen, religiöse Musik und Gesänge, Zeremonien, Boote und Schiffe... Feuer und Nebel verleihen dieser Atmosphäre noch etwas Besonderes oder besser - Mystisches. Auf dem Weg Richtung Flussufer werde ich für ein Selfie mit einheimischen Jugendlichen angehalten und bummle danach weiter den Ghat entlang. Auf einer der vielen Steintreppen lasse ich mich nieder und beobachte andächtig die Zeremonie. Sehr beeindruckend. Nachdem ich von den Nebelschwaden kaum noch Luft bekomme, setze ich meinen Spaziergang fort. Ich lasse mich einfach treiben. Besonders schön fand ich auf meinem Weg die kleinen schwimmenden Blumenlichterschiffchen, die mich seitwärts im Fluss begleiteten. Noch einen lecker Milchtee an einem kleinen Stand am Mahanirvant Ghat, bis ich mich entschließe, den Rückweg anzutreten. Diesen wähle ich durch die Stadt. Hindurch durch viele verwinkelte, enge und labyrinthartige Gassen arbeitete ich mich Richtung Hauptstraße vor. Überall sitzen noch Bewohner allein oder in Gruppen vor ihren Häusern. Auf der Hauptstraße herrscht noch reges Treiben.
Was mich heute insgesamt sehr auf meinem Weg durch die Stadt sehr berührt hat: Die liebenswürdigen, lächelnden und/oder zuwinkenden Menschen. Die Augen von den Älteren, die mir ganz viel erzählten, auch wenn sie mich nur ansahen. Die Verhältnisse, in denen die Einheimischen teils leben.
Das zu erleben, ist etwas anderes, als ein Buch oder die vielen Reiseberichte im Internet zu lesen.
Total platt schlafe ich wie ein Fels in der Brandung auf meiner harten Matratze ein.